- Explosion in Wohnhaus - Realitätsnahe Ausbildung hat sich bewährt

Explosionsschäden an der Terassentür Explosionsschäden an einem Fenster (ih) Bad Soden am Taunus (Hessen). Nachdem gerade die Ausbildungsabschnitte in der Brandsimulationsanlage "Fire Dragon", eine Ausbildung Notfallmaßnahmen beim Atemschutzeinsatz durch Kameraden der BF Köln sowie die Heißausbildung von 20 Kameraden bei Heat Düsseldorf abgeschlossen waren, kam die heiße Probe aufs Exempel. Am Donnerstag, dem 14. Juli 2005, um 14:50 löste die Leitstelle des Main-Taunus-Kreises Löschzugalarm für die Feuerwehren der Stadt Bad Soden am Taunus (Altenhain, Bad Soden und Neuenhain) mit dem Stichwort: "Brennt Wohnhaus nach Explosion" aus. Die drei Feuerwehren mit insgesamt 60 Kameraden(Innen) sowie Rettungsdienst waren insgesamt über fünf Stunden im Einsatz und das bei über 30°C. Schon auf der Anfahrt konnte eine enorme Rauchsäule über dem Stadtteil Altenhain festgestellt werden.

Einsatzbericht

Objekt: Schwer zugängliches, unterkellertes Einfamilienhaus mit harter Bedachung (Walmdach), ausgebauter Dachboden, ausgebautes Untergeschoss, Gasheizung (Therme im UG).

Lage: Explosion im UG, Feuerschein im EG und UG, gesamtes Objekt stark verraucht. Nach Auskunft des Hauseigentümers keine Personen im Objekt. Der Rauch aus dem Objekt war pechschwarz und kam teilweise stark pulsierend.

Brandschäden im Flur Hitzeschäden an der Zimmerdecke Der Einsatzleiter entschied sich für die Taktik Innenangriff von zwei Seiten des Objektes und Abriegeln des Nachbarschaftsobjektes mittels B-Rohr. Die Trupps versuchten zunächst die Rauchgase herunterzukühlen. Trotzdem kam es zu mehreren Durchzündungen des Rauchgasgemisches. Durch die enorme Thermik konnte der eigentliche Brandraum zunächst nicht erreicht werden. Von den eingesetzten Trupps wurde immer wieder über 2 m. die prekäre Situation durchgegeben, so dass alle Einsatzkräfte im Bereich der Brandstelle informiert waren. Durch den Einsatz von 3 Hohlstrahlrohren wurde die Temperatur soweit heruntergekühlt, dass der eigentliche Brandraum erreicht wurde. Nach einigen Minuten wurde dann, nach exakter Wegbeschreibung durch den Hauseigentümer, die Hauptgasabschieberung gefunden. So konnte ein wichtiger Gefahrenschwerpunkt ausgeschaltet werden.

Die geschmolzenen Regaltteile im Brandraum mussten mittels fünf PG 12 abgelöscht werden, weil Wasser hier seine Wirkung verweigerte. Die eingesetzten PA-Trupps wurden laufend getauscht, Reservetrupps standen selbstverständlich bereit. Die aus dem Objekt kommenden Trupps wurden sofort mit Unmengen von Trinkwasser versorgt, was nicht nur wegen der hohen Temperaturen und der Hitze im Objekt unabdingbar war. Manch einer kühlte sich auch mit bereit liegenden C-Rohren die Temperatur etwas herunter. Weitere Glutnester wurden nun abgelöscht, das Objekt belüftet und nach Rücksprache mit der Polizei Brandschutt ausgeräumt. Eine Brandwache für die nächsten 6 Stunden zur regelmäßigen Kontrolle wurde angeordnet. Die Bilder zeigen deutlich, mit welcher Kraft die Rauchgasdurchzündungen gewirkt haben. Nach Meinung der Kriminalpolizei kann man aus der Sicht der Brandursachenermittlung hier nicht nur von einem "flash over" sprechen, sondern ursprünglich von einer Untergruppierung des "flashes", dem "Backdraft", da bei der ersten Explosion vermutlich der Brand fast erloschen war. Durch die Pyrolyse befanden sich im Raum aber noch genügend brennbare Gase und Dämpfe, die durch das unmittelbare Zuführen von Sauerstoff (geplatztes Fenster o.ä.) und einer Zündquelle (Glutnest oder elektrischer Verbraucher), explodierten.

Eingesetzte Kräfte: Feuerwehren Altenhain, Bad Soden und Neuenhain, stellv. Kreisbrandinspektor, Kreisbrandmeister, Rettungsdienst (2 RTW), Organisatorischer Leiter Rettungsdienst, Leitender Notarzt, DRK OV Bad Soden, Polizei, Kriminalpolizei (Brandursachenermittlung), Gasversorgungsunternehmen, Stromversorgungsunternehmen

Fazit

Die realistischen Ausbildungsstationen für Atemschutzgeräteträger können gar nicht hoch genug bewertet werden. Das Erkennen des pulsierenden Rauches durch die ersten Trupps und die getroffenen Maßnahmen zeigen eindeutig, dass eine "Heißausbildung" ohne Alternative ist.

Bildquelle: Feuerwehr Altenhain, Feuerwehr Bad Soden

Quelle: Rolf Junker, Hermann Zengeler, Feuerwehr Bad Soden